"Jetzt isch gnueg Heui dunä!"

In einem Inserat fordert die FDP das Rathaus auf, sich in seiner Arbeit auf die Kernaufgaben zu konzentrieren. Die Bürokratie nehme überhand im Klosterdorf. FDP-Präsidentin Lilian Schönbächler nimmt Stellung.

MAGNUS LEIBUNDUT, Einsiedler Anzeiger

«Jetzt isch gnueg Heui dunä» findet die FDP Einsiedeln: In einem Inserat, das am Freitag im EA erschienen ist, kritisiert die Partei die strengere Anlassbewilligung beim Mäuderball und die neue Bewilligungspraxis beim Wagenumzug. Dass nun gar der Süühudiumzug organisiert werden müsse, sei daneben. Ebenso findet die FDP stossend, dass es fünf Seiten Anlassbewilligung für Konzerte der Dorfmusik brauche.

«Wir haben mit Vereinen gesprochen, die mit viel Unmut auf die Paragrafenreitereien seitens des Bezirks reagieren», sagt Lilian Schönbächler, Präsidentin der FDP Einsiedeln: Im Fokus stehe eine überhandnehmende Bürokratie in Einsiedeln, die das lebendige Dorfleben zu untergraben drohe: «Einsiedeln ist eine wahre Festhütte, um die andere Ortschaften das Klosterdorf beneiden», konstatiert Schönbächler. Und just diese blühende Dorfkultur gerate nun in Gefahr unterzugehen.

Freiwilligenarbeit im Sinkflug

«Früher war ein Ehrenamt mit Ehre verbunden, heute ist davon nur noch die Arbeit geblieben », führt die Parteipräsidentin aus: «Wenn wir uns nicht wehren, geht die Freiwilligenarbeit in Einsiedeln den Bach runter.» Bereits an der heurigen Fasnacht zeige sich die Tendenz, dass Freiwillige ihr Engagement aufgeben würden aufgrund der Paragrafenwut, die ihnen aus dem Rathaus entgegengeschleudert werde.

«Wir orten das Problem im System, das im Rathaus herrscht», betont Schönbächler: Die Kritik richte sich einerseits an den Bezirksrat, andererseits an die ausführenden Abteilungsleiter in der Verwaltung: «Wir fordern eine Diskussion im öffentlichen Raum, in der die mangelnde Wertschätzung der Freiwilligenarbeit seitens des Bezirks zum Thema wird», sagt die Präsidentin: «Wir vermissen beim Bezirksrat ein Bewusstsein für den Wert der Freiwilligenarbeit.» Den Abteilungsleitern mangle es oftmals an der Bereitschaft, das Gespräch mit den Vereinen zu suchen.

Bezüglich der neuen Bewilligungspraxis beim Wagenumzug kritisiert Schönbächler, dass der Bezirk einfach eine Standardbewilligung rechtskräftig ausstellt, statt sich auf die gemeinsam mit den Vereinen und im Protokoll notierten Grundsätze abzustützen: «Wir sind auch in Sachen Alkohol für einen Jugendschutz. Aber dass wegen verschärfter Vorschriften jeder einzelne Wagen die ganze Palette an Bewilligungsartikeln erfüllen muss, geht zu weit.» Es fehle den neuen Vorgaben an Klarheit.

«Es verleidet den Vereinen»

Beim Mäuderball hätten die Goldmäuder zu Recht den vom Bezirk angeforderten Hag abgelehnt und sich geweigert, diese Massnahme umzusetzen. «Bereits die Verkleinerung des Rayons ist bei den Goldmäudern auf Unverständnis gestossen», weiss Schönbächler.

Und dass beim Süühudiumzug, der früher nie organisiert werden musste und dessen Charakter und Tradition gerade seine Nichtorganisiertheit sind, seit drei Jahren ein Mitglied einer Fasnachtsgesellschaft den Kopf für die Rayons hinhalten müsse, sei daneben.

«Bei der Portugiesen-Wallfahrt zwingt der Bezirk auch nicht einen der Anbieter der Wallfahrt, die Verantwortung für das ganze Rayon zu übernehmen», bemerkt die Präsidentin: «Der Bezirk erstellt offenbar selbst ein Sicherheits- und Verkehrskonzept und ist folglich wohl auch selbst in der Verantwortung, es einzuhalten. Warum soll das beim Süühudiumzug und beim ganzen Fasnachtsmontag-Treiben nicht auch möglich sein?», bemerkt die Präsidentin.

Schönbächler beobachtet nicht nur bei der Einsiedler Fasnacht eine überhandnehmende Bürokratie: «Es ist stossend, dass es für ein einziges Konzert der Dorfmusik, wenn auch eine Festwirtschaft betrieben wird, ganze fünf Seiten Anlassbewilligung braucht.» Sobald ein Anlass mehr als 200 Besucher habe, kämen verschärfte Vorgaben bezüglich Sicherheits- und Verkehrskonzept zur Anwendung.

Kampagne auf Facebook

Schönbächler betrachtet die Inserate- Kampagne keineswegs als Wahlkampf-Geplänkel ihrer Partei. Vielmehr sieht die Präsidentin ihre Partei selber als Opfer der «Bürokratitis»: «Als wir vor einem halben Jahr unseren Herbstanlass der Kantonalpartei organisieren wollten, sind wir bezüglich Anlassbewilligung so richtig auf die Welt gekommen. » Der Bezirk lege Veranstaltern bei der Organisation von Anlässen unnötig viele Steine in den Weg. «Es verleidet auf diese Art und Weise den Vereinen in Einsiedeln.» Nicht zuletzt aus diesem Grund sei im letzten Jahr die IG Veranstaltungen in Einsiedeln aus der Taufe gehoben worden. «Daran sieht man, wie gross das Bedürfnis in der Bevölkerung ist, dieses Problem mit dem Bezirk lösen zu können», schildert Schönbächler.

Die FDP hat unterdessen eine Facebook-Kampagne angestossen, die bereits von 3700 Leuten gesehen wurde: «Wir rufen die Vereine auf, sich bei uns zu melden. Um dann vereint das Gespräch mit dem Bezirk zu suchen », fasst Schönbächler zusammen: Das sei ein Weg, sich Gehör zu verschaffen und etwas zu verändern im Bezirk Einsiedeln. «Wir wollen nichts anderes als eine einfache Lösung erreichen, dank der die Vereine in Einsiedeln ihre Anlässe auf unbürokratische Art und Weise durchführen können – ohne sich an unnötigen Paragrafen aufhalten zu müssen.»